"Wer wird denn gleich in die Luft gehen?"

Kennst du das HB-Männchen? Für diesen aufbrausenden Gesellen aus der Fernsehwerbewelt der 60er und 70er war nichts leichter, als in die Luft zu gehen. Lief ihm eine Sache schief, setzte der Zeichentrickwicht zum Raketenstart in den Orbit an. Nur eine Zigarette seiner Marke brachte ihn dann wieder zu Boden.

Für einen Schweizer Piloten aus der Jetztzeit, der gerne lizenziert und versichert in die Luft möchte, in einem Wettkampf gewertet, und gar in der Weltrangliste geführt werden möchte, ist es aufwändiger, in die Luft zu gehen. (Zum Ausgleich ist die Schädigung der Lunge beim Landen nicht obligatorisch.)

Gemeint sind Mitgliedschaften. Doch ehe du weiterliest, schau dir zunächst die Grafik zum Thema an:

Ganz unten zu sehen: eine typische Schweizer Gleitschirm-Wettkampfpilotin. Die Pfeile, die auf sie zielen, symbolisieren Mitgliedschaften, zumeist kostenpflichtiger Natur. Was sind das nun für Organisationen?

Lizenziert und versichert
Als flugwillige Novizin werde ich zunächst Mitglied beim Schweizerischen Hängegleiter-Verband SHV. Der SHV hat vom Bundesamt für Zivilluftfahrt BAZL die Ausbildungshoheit für Gleitschirmler und Deltisten (flex und starr), und seit kurzem auch für Speedflyer, erhalten: ohne SHV-Mitgliedschaft kein Brevet. Der SHV bietet seinen Mitgliedern viel. Darum bleiben die meisten Piloten auch nach dem Lizenzerwerb Mitglied. Unter anderem kann man sich via SHV bei der Generali ausreichend haftpflichtversichern.

Ohne Vereinsleben kein Sport
Frisch brevetiert beginnt eine neue Stufe des Lernens. Ich träume vom Streckenfliegen, und suche den Kontakt mit erfahrenen Piloten in meinem Heimatfluggebiet an der Ebenalp. In der Fluggemeinschaft Alpstein FGA werde ich fündig. Die Clubkameraden Melchior, Ruedi, Philipp & Co. sind meine ersten Vorbilder. Kurze Zeit später, im Jahr 2003, ereignet sich eine digitale Revolution (eRevolotion): Streckenflugwettbewerbe für Gleitschirmler werden im Internet lanciert. Ich will mitmachen! Um in der Schlusswertung geführt zu werden, benötige ich eine Sportlizenz, die der SHV ausstellt. Voraussetzung ist neben dem Brevet auch die Mitgliedschaft in einem Gleitschirmverein, in meinem Fall also der FGA. – Ein Gleitschirmclub bietet natürlich noch viel mehr als nur den Zugang zur Sportlizenz, doch dazu ein ander Mal mehr.

Spitzensport gleich Liga
Das Streckenfliegen macht Spass, und ich will unbedingt mehr lernen. Wenn Mann noch jung (unter 26 Jahre) oder frau ist, gibt es weltweit nichts besseres, als die Teilnahme an der Juniors & Ladies Challenge der Schweizer Gleitschirmliga „Swiss League„. Wer sich in diesem einwöchigen Fliegercamp – abends und bei schlechtem Wetter Theorie, sonst Praxis – bewährt, wird im folgenden Jahr ins B-Kader aufgenommen. Die Liga wird vom SHV getragen, ist sozusagen dessen Spitzensportabteilung.

Der internationale Himmel, Teil 1
Im Oktober 2003 reise ich nach Indien, siehe Reisetagebuch. Zum Abschluss meines Aufenthaltes im südlichen Himalaya nehme ich an einem Pre-Weltcup teil. Dazu braucht es keine Mitgliedschaft. Ziel meiner Teilnahme ist die Qualifikation für einen Anlass in der Serie des Weltcups im folgenden Jahr. Es gelingt. Im Sommer 2004 werde ich für meinen ersten Weltcup in Kayseri, Türkei, selektioniert. Veranstalter der Weltcups ist eine internationaler non-profit Verein, der aus den teilnehmenden Piloten gebildet wird: die Paragliding World Cup Association PWCA.

Der internationale Himmel, Teil 2
Weltweit werden alle Sparten der Aviatik in der Fédération Aéronautique Internationale FAI mit Sitz in Lausanne zusammengeführt. Für uns Freiflieger ist eine Kommission der FAI zuständig, die Commission Internationale de Vol Libre CIVL (nicht in der Grafik dargestellt). Die FAI organisiert unter anderem Kontinental- und Europameisterschaften, autorisiert Weltrekorde, führt eine Weltrangliste. Mitglieder der internationalen Organisation FAI sind die nationalen Aeroclubs, bei uns der Aeroclub Schweiz AeCS. Will ich eine Leistung der FAI nutzen, benötige ich zunächst eine FAI-Lizenz. Der Weg zur FAI-Lizenz führt über eine Mitgliedschaft beim AeCS.

Hier schliesst sich der Kreis wieder, wir gehen in den Endanflug: In der Schweiz sind rund 14’000 Hängegleiterpiloten aktiv. Da alle Ballonfahrer, Modellflieger, Fallschirmspringer, Ecolight-, Helikopter-, Modellflug-, Motorflug- und Segelflugpiloten zusammen nur gerade 21’000 Luftsportler ausmachen, sind wir nicht als (übermächtige) Sparte im AeCS organisiert, sondern in eine eigenständige Körperschaft ausgelagert, dem SHV. Gelandet. Gute Nacht!