Tag der Verhänger

Die heutige Route führt über 91.7 km: 6 km Exit-Zylinder vom Startplatz El Penon (D01), La Pila (B26) als erste Boje, dann nach Südosten zu Llano (B32), nach Nordwesten zu Divisadero (B05) und dann wieder nach Osten ins Ziel Quintanilla (G03). Kein Hexenwerk, sollte man meinen…

Kurz nach dem Start der erste Verhänger. Habe leider noch immer keinen zuverlässigen Weg gefunden, einen Verhänger zu vermeiden oder schnell wieder zu lösen. Die Bremse nach innen zu ziehen reicht nicht immer. Ausstieg aus der Thermik, längeres Rumprobieren, irgendwann fliegt’s dann wieder. Die anderen drehen mittlerweile 100 m über mir, und ich muss die Thermik erst wieder suchen.

Beim Luftstart der zweite Verhänger. Bin superhoch über dem Feld positioniert, als das Rennen losgeht. Beim Ausstieg aus der Thermik mit Kurs auf die erste Boje passiert es wieder. In der leicht turbulenten Luft klappt das rechte Ohr ein. Bis der Schaden behoben ist, ist fast das komplette Feld vor und über mir.

Bis zur zweiten Boje bei Llano habe ich meinen Rückstand wett gemacht und bin wieder vorn dabei (die Piloten, die ich zu diesem Zeitpunkt in meiner Umgebung erkenne, sehe ich später alle im Ziel wieder). Beim Einstieg in die Anschlussthermik vor der Querung der nächste Verhänger. Ich verpasse den Anschluss an den Pulk, die Thermik ist aufgebraucht, bis ich wieder flugfähig bin.

Ich fliege recht tief los; mein entscheidender Fehler. Der Schirm vor mir steigt und schafft den Anschluss an den Pulk über uns. Bis ich dort bin, ist die Thermik weg.

Eine weitere Chance bekomme ich noch. Wenig über Grund löst Thermik ab. In der Scherung kassiere ich den nächsten Verhänger. Bis ich den gelöst habe, bin ich definitiv zu tief … und gehe landen. Der Lauf endet für mich nach 51 km.

Auf der Ranch von Victor Emanuel, einem Avocado-Farmer und Besitzer eines Restaurants in Texas, packe ich meinen Schirm zusammen. Victor Emanuel ist so freundlich meinen Schicksalsgenossen und mich zur nächstgelegenen Strasse zu bringen. Dort übernehmen mich dann Nadine und Regula, die mich ganz lieb trösten. Die Mädels sind Gold wert! – Zusammen suchen wir das Ziel dann auf dem Landweg, was insofern nicht ganz einfach ist, als auf keiner unserer Karten ein Weg eingezeichnet ist, der nach Quintinilla führt. Nach mehreren Anläufen gelingt es uns dann doch noch, die Jungs im Goal abzuholen.

Da ich meine Startpriorität mit dem heutigen schlechten Lauf verloren habe, will ich morgen in der Frühstartqueue raus. Dann habe ich ein wenig Zeit, vor dem Start mit verhängten Ohren zu experimentieren.